Samstag, 23. April 2016

Gartenkunst in Öhringen

Impressionen vom Eröffnungstag der baden-württembergischen Landesgartenschau in Öhringen – Gartenkunst und Skulpturenparcour


 Hofgartengelände mit Blick zum ehemaligen Hoftheater. Fotos: B. Bross-Burkhardt

Blickachse vom Hoftheater zum Schloss ...

... und in die Gegenrichtung mit barock gewandeten Damen.

Gartenarchitektur vom Feinsten: das sogenannte "Limesband", aus tausenden Rotbuchen gepflanzt, kennzeichnet den Verlauf des obergermanisch-rätischen Limes direkt durchs Gartenschaugelände in der Cappelaue


Das Hofgut Cappel mit Rosenterrassen und raumgreifenden Skulpturen aus der Sammlung Würth. Rechts des Gebäudes die Skulpturen 221,5° ARC X 5, 221,5° Bogen X 5 (Cortenstahl) von Bernar Venet und Ohne Titel (Aluminiumrohre) von Gertrude Reum. Der Hohenloher Kunstverein und die Sammlung Würth präsentieren insgesamt 18 Arbeiten internationaler Künstler auf einem Skulpturenparcour im Gelände.




Samstag, 25. Juli 2015

Historische Gärten in Zeiten des Klimawandels

Große Dynamik beim Klima erfordert sofortiges Handeln


Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Eingangsbereich des Schlossparks Glienicke – viele alte Laubbäume sind in der Krone schütter und drohen abzusterben. Fotos:  Brunhilde Bross-Burkhardt

Das Problem ist identifiziert: Der Klimawandel betrifft auch den Pflanzenbestand in historischen Gärten. Alte Bäume drohen, durch Trockenheit, Hitze, Schädlings- und Krankheitsbefall und Stürme abzusterben. Bockkäfer, Kiefernnematoden, Eschentriebsterben, Kastanien-Miniermotte, Eichenprozessionsspinner – das sind nur ein paar der Schädlinge und Krankheiten, die großen Schaden anrichten können. Viele Bäume zeigen eine Vitalitätsschwächung, Lindenbäume werde von oben, von der Krone her dürr. Das Problem wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen, denn Klimaforscher gehen davon aus, dass die durchschnittlichen Jahresniederschläge in Berlin-Brandenburg von derzeit etwa 600 mm auf 400 mm sinken werden. Dem soll entgegengewirkt werden. In der anlässlich einer Tagung im September 2014 veröffentlichten "Erklärung von Sanssouci zum Erhalt von historischen Gärten und Kulturlandschaften" werden die Probleme und mögliche Vorgehensweisen dargelegt.

Bei einem Pressetermin im Schloss Glienicke in Berlin wurde nun ein neues Forschungsprojekt vorgestellt. Es ist an der TU Berlin bei der Landschaftsarchitektur beim Fachgebiet Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung angesiedelt. Prof. Dr. Norbert Kühn hat die Leitung des Projekts, das zunächst auf drei Jahre angelegt ist und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit 300 000 Euro gefördert wird. Kühn betonte auf der Pressekonferenz, dass Gärten immer der Natur abgetrotzt seien und Gartenkunst niemals ein abgeschlossenes Werk liefern könne. Jetzt sei eine große Dynamik zu beobachten und es werde immer schwieriger, das Kunstwerk zu erhalten. Es drohe eine Verarmung der Parks.

Zwei Mitarbeiter werden theoretisch und praktisch – in den Gartenanlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg – forschen. Angesichts von etwa 20 000 Altbäumen, die im 19. Jahrhundert gepflanzt wurden, und etwa 60 000 jüngeren Exemplaren eine gigantische Aufgabe

In historischen Gärten stellt sich das Problem anders dar als im Forst oder in Freizeitparks oder Privatgärten, wo eine Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen durch widerstandsfähige Gehölzarten eher möglich ist. Historische Gärten wie der Park Sanssouci oder der Schlosspark Glienicke sind Denkmäler, in denen gerade die Großgehölze eine tragende Rolle bei der Gestaltung spielen. Hier kommt es auf jeden einzelnen Baum an dem ihm vom Gartenarchitekten zugedachten Platz an. Es geht also darum, den bestehenden Gehölzbestand zu erhalten bzw. bei Ausfällen an der selben Stelle nachzupflanzen. Forschungsansätze sind Identifizierung von geeigneten Gehölzherkünften, Revitalisierung der Altbestände und Identifizierung von geeigneten Bodensubstraten, die das Anwachsen fördern.

Bei all den aktuellen Problemen muss in langen Zeiträumen gedacht werden. Schließlich stellt sich bei Nachpflanzungen von Gehölzen der gewünschte gestalterische Effekt erst nach etwa 20 Jahren wieder ein. Die Raumbildung und Kulissenwirkung muss sich allmählich aufbauen.

Die Rotbuchen im Park Glienicke sind teils stark geschädigt oder schon abgestorben. Jetzt werden bei einem Forschungsprojekt an der TU Möglichkeiten dem zu begegnen erforscht. 

Mittwoch, 1. April 2015

Gärten im Tessin


Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Gartenlandschaft in Morcote am Lago Lugano. Foto: B. Bross-Burkhardt

Das muss man einmal im Leben gesehen haben: Gärten im Tessin, wenn die Kamelien und die Magnolien blühen. In den Gärten auf der Halbinsel Ceresio südlich von Lugano fällt mir im Vergleich zu süddeutschen Gartenlandschaften das relativ einheitliche Gesamtbild mit vielen Immergrünen auf. Lorbeer und Kirschlorbeer, Rhododendron und Oleander, Stechpalmen und über allen sich erhebend die Palmen und Zypressen. Dazwischen als Unterwuchs Mäusedorn (Ruscus). Und in manchen Gärten wuchernder Bambus. Den blühenden Part übernehmen Krokusse, Narzissen und Bergenien, die malerisch aus Spalten der kunstvoll aufgebauten Trockenmauern wachsen. Selten schieben sich hellgelb blühende Forsythien ins Blickfeld. Doch alles dezent, nicht so überladen und kleinteilig bestückt mit spontanen Gartencenterkäufen wie in süddeutschen Gärten.

Ein Grund dafür mag sein, dass die offenbar sehr wohlhabenden Hausbesitzer ihre Gärten nicht selber pflegen, sondern von Gartenbaufirmen pflegen lassen. Und die Profis kümmern sich eben mehr um die Grundanlage, um die Steinarbeiten und um die Bepflanzung mit Gehölzen als um Kleinwüchsiges und Kurzlebiges, wie es Privatgärtner gerne tun.

Parco Scherrer: Sonnentempel im Garten im maurischen Stil. Foto: B. Bross-Burkhardt

Ein zauberhafter Privatgarten

Eingebettet in die Kulisse des malerischen Fischerdorfes Morcote liegt der Parco Scherrer. Ein einst liebevoll von Arthur Scherrer, einem wohlhabenden Tuchhändler aus München angelegter Privatgarten. Er terrassierte das sehr steile Gelände und legte auf den Terrassen jeweils andere Themengärten an und versah sie mit kleinen Bauwerken, die in ferne Welten entführen. Seit 1965 ist der Garten im Besitz der Gemeinde Morcote. (www.morcote.ch). Der mit etwa 60 Arten überschaubare Bestand an Gehölzen und wenigen Stauden ist beschildert.

Crocus albiflorus blüht Ende März auf den Wiesen im Parco San Grato. Man findet ihn auch im angrenzenden Gelände. Foto: B. Bross-Burkhardt

Landschaftsgarten mit Weitblick

Ganz anders präsentiert sich der Parco San Grato bei Carona. Auch er war einst im Privatbesitz, heute gehört er der Stadt Lugano. Der 6 Hektar große Park liegt auf dem Höhenrücken des Ceresio, 690 m hoch, wie eine Aussichtskanzel über dem Luganer See mit grandiosem Rundumblick zu den schneebedeckten Bergen. Seine Besonderheit ist der große Bestand an Rhododendren und Azaleen. Er geht in die umgebenden Buchenwälder über. Man kann hier auf Themenwegen spazieren, Kunstwerke betrachten, grillen oder auf der Wiese Yoga üben. Der Garten liegt offen da, ist frei zugänglich. Die beste Besuchszeit ist zur Rhododendronblüte im April und Mai. Ende März blühten hier lediglich die Bergenien, frühe Azaleen und – als Besonderheit – ein großer Bestand von Crocus albiflorus. (www.luganoturismo.ch)

Mittwoch, 9. April 2014

Buchlovice – Barock und Bäume


Ein Postkartenmotiv: der untere Teil von Schloss Buchlovice mit dem Ehrenhof. Fotos (2): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Auf Gartenreise in Tschechien (5)



Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Schloss Buchlovice ist ein eigenartiger Schlossbau: Ein Schloss, das aus zwei gegenüberliegenden Teilen besteht. Die zwei Schlossteile auf unterschiedlichen Ebenen umschließen einen Ehrenhof mit Brunnen. Pfaue spazieren hier herum und schlagen ihr Rad. Dieses Motiv wird in der Tourismuswerbung für Tschechien häufig verwendet. Buchlovice scheint eines der wichtigsten Touristenziele Südmährens zu sein.

Barocker Gartenteil mit hoch gewachsenen Gehölzen im Hintergrund.
Buchlovice ist jedoch vor allem wegen seines Parks einen Besuch wert. Hier soll es mit über 400 Gehölzarten und Kultivaren die größte dendrologische Sammlung Südmährens geben. Ans Schloss grenzt eine formale Parkanlage an. Der größte Teil ist jedoch als Landschaftspark im englischen Stil mit weiten Grünflächen und Gehölzgruppen gestaltet. Leopold I. Berchtold legte ab 1840 die dendrologische Sammlung an. In dem leicht abfallenden Gelände spielen Sichtachsen eine große Rolle. Eine wichtige Sichtachse lenkt den Blick auf Burg Buchlovice, von der aus die Region einst überwacht wurde.

Beim Gehölzbestand sind mir besonders die vielen Sorten von Rotbuchen aufgefallen. (Im Dendrologischen Garten in Pruhonice sind diese auch aufgepflanzt.) Da gibt es solche mit geschlitzten Blättern ('Asplenifolia'), mit solchen, die wie Eichenblätter aussehen ('Quercifolia'), dreifarbige ('Tricolor'), ebenso säulenförmig wachsende ('Fastigiata') und die Hängeform 'Pendula'. Ein weiterer Sammlungsschwerpunkt liegt bei Fichten und Kiefern. In dem etwa 19 Hektar großen Gelände entwickeln sich die Gehölze zu ihrer vollen Größe. Ein kleiner Bach fließt durch das Gelände. Rhododendronbüsche säumen ihn.

Eine Besonderheit ist die Fuchsiensammlung, die im hinteren Teil des Geländes ausgestellt ist. Über 800 Arten und Sorten werden in der Schlossgärtnerei gepflegt und stehen auch zum Verkauf. Eine Sammlung von Kübelpflanzen gibt es.

Donnerstag, 20. März 2014

Blumengarten in Kremsier (Kromeríz)

Blick von der Kolonnade auf Rotunde und Buchsparterre. Fotos (3): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Auf Gartenreise in Tschechien (4)


Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Man ist schon etwas verblüfft, weit im Südosten Tschechiens, in Kremsier (Kromeríz), eine solch prächtige formale Parkanlage zu entdecken. Sie trägt den unscheinbaren Namen "Blumengarten". Die Bezeichnung führt etwas in die Irre, denn Blumen spielen hier eine Nebenrolle, sie dienen lediglich als Farbgeber im Buchsparterre.

Symmetrie ist das Gestaltungsprinzip dieses spätbarocken Gartens, der 1665–1675 angelegt wurde. Symmetrie bei den Laubengängen, den Formschnitthecken, den Kompartimenten mit den geschwungenen Buchsbordüren im Parterre.

Die 233 m lange Kolonnade, erbaut 1670–1673, begrenzt die Anlage nach Westen.
Die große Besonderheit der Anlage ist die 233 m lange Kolonnade. Von diesem begehbaren Bauwerk überblickt man die quadratische Anlage mit dem Buchsparterre und der Rotunde im Zentrum. An diesen Hauptteil, zu dem auch zwei Labyrinthe gehören, schließen sich zwei weitere Gartenteile an, jeweils mit quadratischem, bei meinem Besuch trockengefallenem, "Forellenteich" und "Erdbeerhügelchen".

Einer der beiden "Erdbeerhügelchen" im hinteren Teil der Anlage.

Kremsier (Kromeriz) gilt als die schönste historische Stadt Tschechiens mit sehenswertem Marktplatz und vielen historischen Bauwerken im Stadtzentrum. Besonders prächtig präsentiert sich das Schloss (ehemals Hauptresidenz der Olmützer Bischöfe) mit der zweitbedeutendsten Gemäldegalerie Tschechiens (nach der Prager Nationalgalerie). Schloss und angrenzender Schlosspark wurden 1998 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Bischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn ließ Schloss und Gartenanlagen nach Plänen der Wiener Architekten Filiberto Lucchese und Giovanni Pietro Tencalla errichten.

Der Blumengarten liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums. Er wirkte bei meinem Besuch am 1. Juni 2012 auf mich etwas bedrückend. Ich meinte zu spüren, mit welcher Intention er gebaut wurde: Er diente der Zurschaustellung der Macht des Kirchenfürsten. Das Formale wurde hier bis zum Letzten ausgereizt. Die Natur, das Natürliche, wurde gebändigt.


Mittwoch, 19. März 2014

Dendrologischer Garten in Pruhonice


Mit seiner Fülle an Laub- und Nadelgehölzen ist der Dendrologische Garten in Pruhonice ein Reiseziel für fachlich an Gehölzen Interessierte. Fotos (3): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Auf Gartenreise in Tschechien (3)

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Jeder botanische oder dendrologische Garten hat seine eigenen Qualitäten. Dieser hier besticht durch seine sehr umfangreiche Sammlung an Gehölzarten und -sorten. Der Webseite des Gartens zufolge sind es 5378 Taxa (Taxa = Artengruppe mit Arten, Unterarten und Varietäten). Es ist ein relativ junger Garten auf ebenem bis mäßig bewegtem Gelände, mit dessen Anlage 1976 begonnen wurde. Ein Teil des Gehölzbestandes stammt von dem Vorgängergarten, der in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts an dieser Stelle existierte.

Ansprechend gestaltete Partie am Bachlauf in der Mitte des Areals.
Der Dendrologische Garten liegt nur wenige Kilometer entfernt vom Pruhonicer Park (s. Blogbeitrag zuvor) nördlich der Autobahn 1, die von Prag nach Brünn führt. Auf dem etwa 80 Hektar großen Gelände sind die Gehölze und Stauden botanisch und thematisch gruppiert, zum Teil gartengestalterisch eingebunden, zum Teil als Sortenvergleich aufgepflanzt. So findet man neben vielen anderen ein Areal mit Nadelgehölzen mit säulenförmigem und hängendem Wuchs oder ein Areal mit Laubbäumen mit ausgeprägter Herbstfärbung. Ein 2,5 Hektar großer Teich, aus dem ein Bach entspringt, teilt das Gelände in zwei Hälften. 

Besonders umfangreich sind die Sammlungen von Rhododendron 667 Taxa),  Zieräpfeln (182 Taxa), Rosen (380 Taxa), Zierkirschen und Pflaumen (120 Taxa), Ahorn (159 Taxa). Vom Flieder besitzt der Garten mit 182 Taxa eine der umfangreichsten Sammlungen Europas. Weitere Laubgehölzgattungen sind mit einem umfangreichen Sortiment aufgepflanzt: Amelanchier, Berberis, Betula, Cornus, Cotoneaster, Crataegus, Euonymus, Fagus, Forsythia, Hamamelis, Ilex, Lonicera, Magnolia, Philadelphus, Potentilla, Quercus, Robinia, Salix, Sorbus, Spiraea, Tilia, Viburnum, Weigela.
Die Sondersammlungen von Stauden (Iris, Papaver, Paeonia) sind auf geschwungenen Beeten angelegt. In diesem Areal in der Nähe des Eingangs geben Formschnitthecken den passenden Hintergrund. 

Pruhonice ist u.a. bekannt für seine Iris-Sammlung, hier mit der braunroten Iris-Sorte 'High Life' im Vordergrund.
Der Dendrologische Garten verfolgt neben dem klassischen Sammeln und Beobachten von Zierpflanzen das Ziel, gefährdete einheimische Arten zu erhalten und wieder anzusiedeln. Er ist eine Einrichtung des Forschungs- und Züchtungsinstituts für Zierpflanzenbau in Pruhonice und gegen eine Eintrittsgebühr zugänglich. Von April bis Oktober ist er von 9 bis 18 bzw. im Sommer bis 19 Uhr geöffnet. Es gibt einen Kiosk und einen kleinen Pflanzenverkauf.

Leider gibt es über diesen Garten nur wenig Informationen in deutscher Sprache. Das Durchforsten der Webseite www.dendrologickazahrada.cz ist mühsam. Zum Glück können sich Botaniker auf der ganzen Welt mit Hilfe der botanischen Nomenklatur verständigen. In einer Datenbank sind die aufgepflanzten Arten gesammelt und dort mit dem genauen Standplatz auf dem Gelände abrufbar: www.florius.cz.

Weitere Literatur: Friedrich Ebel, Fritz Kümmel, Christine Beierlein: Botanische Gärten Mitteleuropas. Mitteilungen aus dem Botanischen Garten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Nr. 124, 2. Auflage 1990

Sonntag, 16. März 2014

Rhododendron im Pruhonitzer Park


Auf Gartenreise in Tschechien (2)

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Schloss Pruhonice mit einem Teil der Parkanlage. Rechts am Südhang oberhalb des Teichs ist das Alpinum angelegt.

Pruhonice liegt wenige Kilometer östlich von Prag. Tschechische Botaniker und Gärtner kennen diesen Ort, denn hier befindet sich das gärtnerisch-botanische Zentrum Tschechiens mit mehreren großen Institutionen – mit dem Dendrologischen Garten, dem Pruhonitzer Park und dem Botanischen Institut der Akademie. – Dies alles hat sich um ein Schloss und um einen Schlossherren herum entwickelt.

Schloss und Park gehörten einst eine Generation lang der Familie Silva-Tarouca. Ernst Emanuel Silva-Tarouca begann 1885 mit der Anlage des Landschaftsparks und gestaltete ihn bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs weiter. Er war Mitbegründer der Dendrologischen Gesellschaft von Österreich-Ungarn (das Territorium des heutigen Tschechien gehörte bis zum Ende des 1. Weltkriegs zu Österreich-Ungarn) und wurde 1908 deren Vorsitzender. Von 1917–18 war Silva-Tarouca der letzte österreichisch-ungarische Landwirtschaftsminister. Die Präsidentschaft führte er danach in der Tschechoslowakischen Dendrologischen Gesellschaft weiter. Wegen wirtschaftlicher Probleme musste er seinen Besitz an den Tschechoslowakischen Staat verkaufen. Silva-Tarouca betreute bis zu seinem Tod 1936 Schloss und Park. Mit diesem Wissen im Hintergrund dokumentiert der Besitz auch ein Stück der wechselvollen tschechischen Geschichte.

In einem Schaukasten im Eingangsbereich werden die Besucher auf die Gewächse hingewiesen, die gerade blühen.  Fotos (2): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Die dendrologische Leidenschaft Silva-Taroucas hat sich im Park manifestiert. Der 250 Hektar große Pruhonicer Park steht wegen seiner einzigartigen Pflanzensammlungen auf der Bewerbungsliste als UNESCO-Weltkulturerbe. Den Status eines Nationalen Naturparks hat er bereits. Er liegt eingeschmiegt in die hügelige Landschaft entlang des Flüsschens Botic, das an einigen Stellen zu einem See angestaut ist. Zum Erkunden des weitläufigen Geländes mit 40 km langen Wegen braucht man mindestens einen Tag. Der Park ist besonders für seine Rhododendron und Azaleen bekannt. Überall stößt man auf Exemplare der Sorte 'Cunningham's White'. Zur besten Besuchszeit im April und Mai blühen diese Gehölze – malerisch eingebettet in die Landschaft. Zur selben Zeit sind auch die Steingartengewächse im Alpinum in der Nähe des Schlosses zu bewundern. An einem nach Südwesten exponierten Felshang haben Steinkraut, Enziane und Küchenschellen einen idealen Standort. Im Sommer dominieren die blühenden Teppiche von Silberwurz, Sonnenröschen und Wolfsmilch. Heideartige Gartenpartieen gibt es auch.