Auf Gartenreise in Tschechien (2)
Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt
Schloss Pruhonice mit einem Teil der Parkanlage. Rechts am Südhang oberhalb des Teichs ist das Alpinum angelegt. |
Pruhonice liegt wenige
Kilometer östlich von Prag. Tschechische Botaniker und Gärtner kennen diesen
Ort, denn hier befindet sich das gärtnerisch-botanische Zentrum Tschechiens mit
mehreren großen Institutionen – mit dem Dendrologischen Garten, dem Pruhonitzer Park und
dem Botanischen Institut der Akademie. – Dies alles hat sich um ein Schloss und
um einen Schlossherren herum entwickelt.
Schloss und Park
gehörten einst eine Generation lang der Familie Silva-Tarouca. Ernst Emanuel Silva-Tarouca begann
1885 mit der Anlage des Landschaftsparks und gestaltete ihn bis zum Ausbruch des 1.
Weltkriegs weiter. Er war Mitbegründer der Dendrologischen Gesellschaft von
Österreich-Ungarn (das Territorium des heutigen Tschechien gehörte bis zum Ende
des 1. Weltkriegs zu Österreich-Ungarn) und wurde 1908 deren Vorsitzender. Von
1917–18 war Silva-Tarouca der letzte österreichisch-ungarische
Landwirtschaftsminister. Die Präsidentschaft führte er danach in der
Tschechoslowakischen Dendrologischen Gesellschaft weiter. Wegen
wirtschaftlicher Probleme musste er seinen Besitz an den Tschechoslowakischen
Staat verkaufen. Silva-Tarouca betreute bis zu seinem Tod 1936 Schloss und
Park. Mit diesem Wissen im Hintergrund dokumentiert der Besitz auch ein Stück der wechselvollen tschechischen Geschichte.
In einem Schaukasten im Eingangsbereich werden die Besucher auf die Gewächse hingewiesen, die gerade blühen. Fotos (2): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt |
Die dendrologische
Leidenschaft Silva-Taroucas hat sich im Park manifestiert. Der 250 Hektar große
Pruhonicer Park steht wegen seiner einzigartigen Pflanzensammlungen auf der Bewerbungsliste als UNESCO-Weltkulturerbe. Den Status eines Nationalen Naturparks hat er bereits. Er liegt eingeschmiegt in die hügelige Landschaft entlang des Flüsschens Botic, das an einigen Stellen zu einem See angestaut ist. Zum Erkunden des weitläufigen Geländes mit 40 km langen
Wegen braucht man mindestens einen Tag. Der Park ist besonders für seine
Rhododendron und Azaleen bekannt. Überall stößt man auf Exemplare der Sorte 'Cunningham's White'. Zur besten Besuchszeit im April und Mai blühen
diese Gehölze – malerisch eingebettet in die Landschaft. Zur selben Zeit sind auch die Steingartengewächse im Alpinum in
der Nähe des Schlosses zu bewundern. An einem nach Südwesten exponierten
Felshang haben Steinkraut, Enziane und Küchenschellen einen idealen Standort.
Im Sommer dominieren die blühenden Teppiche von Silberwurz, Sonnenröschen und Wolfsmilch. Heideartige Gartenpartieen gibt es auch.
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