Donnerstag, 20. März 2014

Blumengarten in Kremsier (Kromeríz)

Blick von der Kolonnade auf Rotunde und Buchsparterre. Fotos (3): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Auf Gartenreise in Tschechien (4)


Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Man ist schon etwas verblüfft, weit im Südosten Tschechiens, in Kremsier (Kromeríz), eine solch prächtige formale Parkanlage zu entdecken. Sie trägt den unscheinbaren Namen "Blumengarten". Die Bezeichnung führt etwas in die Irre, denn Blumen spielen hier eine Nebenrolle, sie dienen lediglich als Farbgeber im Buchsparterre.

Symmetrie ist das Gestaltungsprinzip dieses spätbarocken Gartens, der 1665–1675 angelegt wurde. Symmetrie bei den Laubengängen, den Formschnitthecken, den Kompartimenten mit den geschwungenen Buchsbordüren im Parterre.

Die 233 m lange Kolonnade, erbaut 1670–1673, begrenzt die Anlage nach Westen.
Die große Besonderheit der Anlage ist die 233 m lange Kolonnade. Von diesem begehbaren Bauwerk überblickt man die quadratische Anlage mit dem Buchsparterre und der Rotunde im Zentrum. An diesen Hauptteil, zu dem auch zwei Labyrinthe gehören, schließen sich zwei weitere Gartenteile an, jeweils mit quadratischem, bei meinem Besuch trockengefallenem, "Forellenteich" und "Erdbeerhügelchen".

Einer der beiden "Erdbeerhügelchen" im hinteren Teil der Anlage.

Kremsier (Kromeriz) gilt als die schönste historische Stadt Tschechiens mit sehenswertem Marktplatz und vielen historischen Bauwerken im Stadtzentrum. Besonders prächtig präsentiert sich das Schloss (ehemals Hauptresidenz der Olmützer Bischöfe) mit der zweitbedeutendsten Gemäldegalerie Tschechiens (nach der Prager Nationalgalerie). Schloss und angrenzender Schlosspark wurden 1998 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Bischof Karl II. von Liechtenstein-Kastelkorn ließ Schloss und Gartenanlagen nach Plänen der Wiener Architekten Filiberto Lucchese und Giovanni Pietro Tencalla errichten.

Der Blumengarten liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums. Er wirkte bei meinem Besuch am 1. Juni 2012 auf mich etwas bedrückend. Ich meinte zu spüren, mit welcher Intention er gebaut wurde: Er diente der Zurschaustellung der Macht des Kirchenfürsten. Das Formale wurde hier bis zum Letzten ausgereizt. Die Natur, das Natürliche, wurde gebändigt.


Mittwoch, 19. März 2014

Dendrologischer Garten in Pruhonice


Mit seiner Fülle an Laub- und Nadelgehölzen ist der Dendrologische Garten in Pruhonice ein Reiseziel für fachlich an Gehölzen Interessierte. Fotos (3): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Auf Gartenreise in Tschechien (3)

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Jeder botanische oder dendrologische Garten hat seine eigenen Qualitäten. Dieser hier besticht durch seine sehr umfangreiche Sammlung an Gehölzarten und -sorten. Der Webseite des Gartens zufolge sind es 5378 Taxa (Taxa = Artengruppe mit Arten, Unterarten und Varietäten). Es ist ein relativ junger Garten auf ebenem bis mäßig bewegtem Gelände, mit dessen Anlage 1976 begonnen wurde. Ein Teil des Gehölzbestandes stammt von dem Vorgängergarten, der in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts an dieser Stelle existierte.

Ansprechend gestaltete Partie am Bachlauf in der Mitte des Areals.
Der Dendrologische Garten liegt nur wenige Kilometer entfernt vom Pruhonicer Park (s. Blogbeitrag zuvor) nördlich der Autobahn 1, die von Prag nach Brünn führt. Auf dem etwa 80 Hektar großen Gelände sind die Gehölze und Stauden botanisch und thematisch gruppiert, zum Teil gartengestalterisch eingebunden, zum Teil als Sortenvergleich aufgepflanzt. So findet man neben vielen anderen ein Areal mit Nadelgehölzen mit säulenförmigem und hängendem Wuchs oder ein Areal mit Laubbäumen mit ausgeprägter Herbstfärbung. Ein 2,5 Hektar großer Teich, aus dem ein Bach entspringt, teilt das Gelände in zwei Hälften. 

Besonders umfangreich sind die Sammlungen von Rhododendron 667 Taxa),  Zieräpfeln (182 Taxa), Rosen (380 Taxa), Zierkirschen und Pflaumen (120 Taxa), Ahorn (159 Taxa). Vom Flieder besitzt der Garten mit 182 Taxa eine der umfangreichsten Sammlungen Europas. Weitere Laubgehölzgattungen sind mit einem umfangreichen Sortiment aufgepflanzt: Amelanchier, Berberis, Betula, Cornus, Cotoneaster, Crataegus, Euonymus, Fagus, Forsythia, Hamamelis, Ilex, Lonicera, Magnolia, Philadelphus, Potentilla, Quercus, Robinia, Salix, Sorbus, Spiraea, Tilia, Viburnum, Weigela.
Die Sondersammlungen von Stauden (Iris, Papaver, Paeonia) sind auf geschwungenen Beeten angelegt. In diesem Areal in der Nähe des Eingangs geben Formschnitthecken den passenden Hintergrund. 

Pruhonice ist u.a. bekannt für seine Iris-Sammlung, hier mit der braunroten Iris-Sorte 'High Life' im Vordergrund.
Der Dendrologische Garten verfolgt neben dem klassischen Sammeln und Beobachten von Zierpflanzen das Ziel, gefährdete einheimische Arten zu erhalten und wieder anzusiedeln. Er ist eine Einrichtung des Forschungs- und Züchtungsinstituts für Zierpflanzenbau in Pruhonice und gegen eine Eintrittsgebühr zugänglich. Von April bis Oktober ist er von 9 bis 18 bzw. im Sommer bis 19 Uhr geöffnet. Es gibt einen Kiosk und einen kleinen Pflanzenverkauf.

Leider gibt es über diesen Garten nur wenig Informationen in deutscher Sprache. Das Durchforsten der Webseite www.dendrologickazahrada.cz ist mühsam. Zum Glück können sich Botaniker auf der ganzen Welt mit Hilfe der botanischen Nomenklatur verständigen. In einer Datenbank sind die aufgepflanzten Arten gesammelt und dort mit dem genauen Standplatz auf dem Gelände abrufbar: www.florius.cz.

Weitere Literatur: Friedrich Ebel, Fritz Kümmel, Christine Beierlein: Botanische Gärten Mitteleuropas. Mitteilungen aus dem Botanischen Garten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Nr. 124, 2. Auflage 1990

Sonntag, 16. März 2014

Rhododendron im Pruhonitzer Park


Auf Gartenreise in Tschechien (2)

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Schloss Pruhonice mit einem Teil der Parkanlage. Rechts am Südhang oberhalb des Teichs ist das Alpinum angelegt.

Pruhonice liegt wenige Kilometer östlich von Prag. Tschechische Botaniker und Gärtner kennen diesen Ort, denn hier befindet sich das gärtnerisch-botanische Zentrum Tschechiens mit mehreren großen Institutionen – mit dem Dendrologischen Garten, dem Pruhonitzer Park und dem Botanischen Institut der Akademie. – Dies alles hat sich um ein Schloss und um einen Schlossherren herum entwickelt.

Schloss und Park gehörten einst eine Generation lang der Familie Silva-Tarouca. Ernst Emanuel Silva-Tarouca begann 1885 mit der Anlage des Landschaftsparks und gestaltete ihn bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs weiter. Er war Mitbegründer der Dendrologischen Gesellschaft von Österreich-Ungarn (das Territorium des heutigen Tschechien gehörte bis zum Ende des 1. Weltkriegs zu Österreich-Ungarn) und wurde 1908 deren Vorsitzender. Von 1917–18 war Silva-Tarouca der letzte österreichisch-ungarische Landwirtschaftsminister. Die Präsidentschaft führte er danach in der Tschechoslowakischen Dendrologischen Gesellschaft weiter. Wegen wirtschaftlicher Probleme musste er seinen Besitz an den Tschechoslowakischen Staat verkaufen. Silva-Tarouca betreute bis zu seinem Tod 1936 Schloss und Park. Mit diesem Wissen im Hintergrund dokumentiert der Besitz auch ein Stück der wechselvollen tschechischen Geschichte.

In einem Schaukasten im Eingangsbereich werden die Besucher auf die Gewächse hingewiesen, die gerade blühen.  Fotos (2): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Die dendrologische Leidenschaft Silva-Taroucas hat sich im Park manifestiert. Der 250 Hektar große Pruhonicer Park steht wegen seiner einzigartigen Pflanzensammlungen auf der Bewerbungsliste als UNESCO-Weltkulturerbe. Den Status eines Nationalen Naturparks hat er bereits. Er liegt eingeschmiegt in die hügelige Landschaft entlang des Flüsschens Botic, das an einigen Stellen zu einem See angestaut ist. Zum Erkunden des weitläufigen Geländes mit 40 km langen Wegen braucht man mindestens einen Tag. Der Park ist besonders für seine Rhododendron und Azaleen bekannt. Überall stößt man auf Exemplare der Sorte 'Cunningham's White'. Zur besten Besuchszeit im April und Mai blühen diese Gehölze – malerisch eingebettet in die Landschaft. Zur selben Zeit sind auch die Steingartengewächse im Alpinum in der Nähe des Schlosses zu bewundern. An einem nach Südwesten exponierten Felshang haben Steinkraut, Enziane und Küchenschellen einen idealen Standort. Im Sommer dominieren die blühenden Teppiche von Silberwurz, Sonnenröschen und Wolfsmilch. Heideartige Gartenpartieen gibt es auch. 


Gartenreich Lednice-Valdice in Tschechien


Auf Gartenreise in Tschechien (1)

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt


Schloss Lednice mit dem 100 m langen Palmenhaus.

Seit 1996 ist das Areal Lednice-Valdice (ehemals Eisgrub und Feldsberg) UNESCO-Weltkulturerbe. Es liegt in Südmähren in Tschechien, unmittelbar an der Grenze zu Österreich.
Hier, in der lichten, fast südlich anmutenden Atmosphäre Südmährens, fühlt man sich fast in ein Traumreich versetzt. Ein romantisches, komfortables Schloss im Stil der englischen Tudorgotik, umgeben von formalen Gartenanlagen, alten Baumriesen, Wasserflächen, Fluss- und Bachläufen (an der Thaya), Wiesen und Wäldern – fast zu schön, um wahr zu sein. Vom Minarett aus erschließt sich das Areal am besten. Besucher können die weitläufige Parklandschaft mit weiteren Gebäuden auf Booten, mit Pferdekutschen und zu Fuß erkunden. 

Für Pflanzenfreunde ist das historischen Palmenhaus von 1845 eine besondere Attraktion. In dem fast 100 m lang wird eine einzigartige Sammlung von subtropischen und tropischen Zierpflanzen gezeigt.

Palmenhaus in Lednice mit einer einzigartigen Sammlung von Palmen, Farnen und anderen subtropischen und tropischen Zierpflanzen.
Lednice war das Sommerschloss der Liechtensteiner Fürstenfamilie – im alten Österreich eine der reichsten und einflussreichsten Adelsfamilien, die hier seit 1249 saßen. Kurz vor dem Ende des 2. Weltkriegs verließen die Liechtensteiner den Besitz. Sie leben seither im Fürstentum Liechtenstein. 

Weitere Informationen: www.lednice.cz

Das Areal Lednice-Valdice vom Minarett aus gesehen. Fotos (3): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt