Samstag, 25. Juli 2015

Historische Gärten in Zeiten des Klimawandels

Große Dynamik beim Klima erfordert sofortiges Handeln


Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Eingangsbereich des Schlossparks Glienicke – viele alte Laubbäume sind in der Krone schütter und drohen abzusterben. Fotos:  Brunhilde Bross-Burkhardt

Das Problem ist identifiziert: Der Klimawandel betrifft auch den Pflanzenbestand in historischen Gärten. Alte Bäume drohen, durch Trockenheit, Hitze, Schädlings- und Krankheitsbefall und Stürme abzusterben. Bockkäfer, Kiefernnematoden, Eschentriebsterben, Kastanien-Miniermotte, Eichenprozessionsspinner – das sind nur ein paar der Schädlinge und Krankheiten, die großen Schaden anrichten können. Viele Bäume zeigen eine Vitalitätsschwächung, Lindenbäume werde von oben, von der Krone her dürr. Das Problem wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen, denn Klimaforscher gehen davon aus, dass die durchschnittlichen Jahresniederschläge in Berlin-Brandenburg von derzeit etwa 600 mm auf 400 mm sinken werden. Dem soll entgegengewirkt werden. In der anlässlich einer Tagung im September 2014 veröffentlichten "Erklärung von Sanssouci zum Erhalt von historischen Gärten und Kulturlandschaften" werden die Probleme und mögliche Vorgehensweisen dargelegt.

Bei einem Pressetermin im Schloss Glienicke in Berlin wurde nun ein neues Forschungsprojekt vorgestellt. Es ist an der TU Berlin bei der Landschaftsarchitektur beim Fachgebiet Vegetationstechnik und Pflanzenverwendung angesiedelt. Prof. Dr. Norbert Kühn hat die Leitung des Projekts, das zunächst auf drei Jahre angelegt ist und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit 300 000 Euro gefördert wird. Kühn betonte auf der Pressekonferenz, dass Gärten immer der Natur abgetrotzt seien und Gartenkunst niemals ein abgeschlossenes Werk liefern könne. Jetzt sei eine große Dynamik zu beobachten und es werde immer schwieriger, das Kunstwerk zu erhalten. Es drohe eine Verarmung der Parks.

Zwei Mitarbeiter werden theoretisch und praktisch – in den Gartenanlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg – forschen. Angesichts von etwa 20 000 Altbäumen, die im 19. Jahrhundert gepflanzt wurden, und etwa 60 000 jüngeren Exemplaren eine gigantische Aufgabe

In historischen Gärten stellt sich das Problem anders dar als im Forst oder in Freizeitparks oder Privatgärten, wo eine Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen durch widerstandsfähige Gehölzarten eher möglich ist. Historische Gärten wie der Park Sanssouci oder der Schlosspark Glienicke sind Denkmäler, in denen gerade die Großgehölze eine tragende Rolle bei der Gestaltung spielen. Hier kommt es auf jeden einzelnen Baum an dem ihm vom Gartenarchitekten zugedachten Platz an. Es geht also darum, den bestehenden Gehölzbestand zu erhalten bzw. bei Ausfällen an der selben Stelle nachzupflanzen. Forschungsansätze sind Identifizierung von geeigneten Gehölzherkünften, Revitalisierung der Altbestände und Identifizierung von geeigneten Bodensubstraten, die das Anwachsen fördern.

Bei all den aktuellen Problemen muss in langen Zeiträumen gedacht werden. Schließlich stellt sich bei Nachpflanzungen von Gehölzen der gewünschte gestalterische Effekt erst nach etwa 20 Jahren wieder ein. Die Raumbildung und Kulissenwirkung muss sich allmählich aufbauen.

Die Rotbuchen im Park Glienicke sind teils stark geschädigt oder schon abgestorben. Jetzt werden bei einem Forschungsprojekt an der TU Möglichkeiten dem zu begegnen erforscht. 

Mittwoch, 1. April 2015

Gärten im Tessin


Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Gartenlandschaft in Morcote am Lago Lugano. Foto: B. Bross-Burkhardt

Das muss man einmal im Leben gesehen haben: Gärten im Tessin, wenn die Kamelien und die Magnolien blühen. In den Gärten auf der Halbinsel Ceresio südlich von Lugano fällt mir im Vergleich zu süddeutschen Gartenlandschaften das relativ einheitliche Gesamtbild mit vielen Immergrünen auf. Lorbeer und Kirschlorbeer, Rhododendron und Oleander, Stechpalmen und über allen sich erhebend die Palmen und Zypressen. Dazwischen als Unterwuchs Mäusedorn (Ruscus). Und in manchen Gärten wuchernder Bambus. Den blühenden Part übernehmen Krokusse, Narzissen und Bergenien, die malerisch aus Spalten der kunstvoll aufgebauten Trockenmauern wachsen. Selten schieben sich hellgelb blühende Forsythien ins Blickfeld. Doch alles dezent, nicht so überladen und kleinteilig bestückt mit spontanen Gartencenterkäufen wie in süddeutschen Gärten.

Ein Grund dafür mag sein, dass die offenbar sehr wohlhabenden Hausbesitzer ihre Gärten nicht selber pflegen, sondern von Gartenbaufirmen pflegen lassen. Und die Profis kümmern sich eben mehr um die Grundanlage, um die Steinarbeiten und um die Bepflanzung mit Gehölzen als um Kleinwüchsiges und Kurzlebiges, wie es Privatgärtner gerne tun.

Parco Scherrer: Sonnentempel im Garten im maurischen Stil. Foto: B. Bross-Burkhardt

Ein zauberhafter Privatgarten

Eingebettet in die Kulisse des malerischen Fischerdorfes Morcote liegt der Parco Scherrer. Ein einst liebevoll von Arthur Scherrer, einem wohlhabenden Tuchhändler aus München angelegter Privatgarten. Er terrassierte das sehr steile Gelände und legte auf den Terrassen jeweils andere Themengärten an und versah sie mit kleinen Bauwerken, die in ferne Welten entführen. Seit 1965 ist der Garten im Besitz der Gemeinde Morcote. (www.morcote.ch). Der mit etwa 60 Arten überschaubare Bestand an Gehölzen und wenigen Stauden ist beschildert.

Crocus albiflorus blüht Ende März auf den Wiesen im Parco San Grato. Man findet ihn auch im angrenzenden Gelände. Foto: B. Bross-Burkhardt

Landschaftsgarten mit Weitblick

Ganz anders präsentiert sich der Parco San Grato bei Carona. Auch er war einst im Privatbesitz, heute gehört er der Stadt Lugano. Der 6 Hektar große Park liegt auf dem Höhenrücken des Ceresio, 690 m hoch, wie eine Aussichtskanzel über dem Luganer See mit grandiosem Rundumblick zu den schneebedeckten Bergen. Seine Besonderheit ist der große Bestand an Rhododendren und Azaleen. Er geht in die umgebenden Buchenwälder über. Man kann hier auf Themenwegen spazieren, Kunstwerke betrachten, grillen oder auf der Wiese Yoga üben. Der Garten liegt offen da, ist frei zugänglich. Die beste Besuchszeit ist zur Rhododendronblüte im April und Mai. Ende März blühten hier lediglich die Bergenien, frühe Azaleen und – als Besonderheit – ein großer Bestand von Crocus albiflorus. (www.luganoturismo.ch)